Oralität elektronischer Medien
"Soon Most Information will be generated
colaboratively by the cyber-tribal Hunter-Gatherers of Cyberspace"
-J. P. Barlow
Immaterialität und Flüchtigkeit
Das gesprochene Wort, oraler Text, wird von Walter Ong als "evanescent"(Ong, 1982) ,
also flüchtig, vergänglich, charakterisiert. Es existiert nur in dem
Moment, in dem es gesprochen wird. Schriftlich niedergelegter Text
hingegen ist permanent: er existiert über den Moment des Druckens
hinaus, ist scheinbar unvergänglich, unveränderlich. Während das Manuskript
noch immer kleinen Veränderungen, und sei es nur die andere Handschrift eines
neuen Schreibers, unterworfen war, entstand spätestens mit der Einführung
des Buchdruckes ein Konzept der (Ab-)Geschlossenheit: in diesem Moment
wurde schreiben gleichzusetzen mit fixieren, festschreiben (Assmann/ Assmann 1990) . Eine solche
Abgeschlossenheit ist in der Oralität nicht vorstellbar.
Mit elektronischem Text gelangt Text in ein Art neuen Aggregatszustand:
zwar handelt es sich zum Beispiel um schriftlich niedergelegten Text,
doch entbehrt dieser der Materialität von Text, der auf Papier festgelegt
ist, sei es handschriftlich oder im Druck. Der elektronische Text
präsentiert sich mittels immer wieder neu angeordneten Pixeln auf
dem Bildschirm, die Zeichen bilden sich und verändern sich wieder,
er bleibt immateriell, editierbar, veränderlich.
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