Internet als gesellschaftliche Superstruktur?


"Wenn Sie keine sozialen Fähigkeiten haben,
verschaffen Sie sich welche."
-
Th Mandel/ Van der Leun G.: "Die 12 Gebote des Cyberspace"



Tim North stellt über das Internet in seiner Arbeit über Gesellschaft und Kultur des Internet und Usenet fest, daß das Internet keine eigenständige Gesellschaft darstellt (da es seine Mitglieder z. b. nicht mit Nahrung versorgt) , und findet für das Internet und Usenet die Bezeichnung "superstructural society" , da diese Netze verschiedene Gesellschaften überspannt und von diesen Gesellschaften nicht unabhängig existieren kann. Obgleich aber viele der Konventionen und kulturellen Elemente dieser von Netz überspannten Gesellschaften und deren Subkulturen im Internet einfach übernommen werden, hat sich im Laufe der Zeit eine Kultur des Internet entwickelt, die ganz eigene Elemente hat.

So hatte zum Beispiel die Hackerkultur, wie sie von Raymond (1993) beschrieben wird, einen starken Einfluß vor allem auf den Jargon des Internet. Die Benutzung von emoticons - also von aus Satzzeichen bestehenden Gesichtern, auch Smilies genannt - zur näheren Charakterisierung einer Aussage als zum Beispiel ironisch oder sarkastisch oder von *Asterisken* zur Betonung entstammen der Hackerkultur ebenso, wie das mythologisch angehauchte Vokabular . Die gesamte Sprache des Internet, insbesondere in den wenig oder nicht kommerzialisierten Teilen des Netzes, etwa Usenet oder IRC, ist gekennzeichnet von Relikten und Abwandlungen des Hacker-Jargons , wie zum Beispiel einer ganzen Reihe von Abkürzungen (RTFM, IMHO etc.) häufig vorkommender Phrasen , die zur Beschleunigung des Austausches von Botschaften dienen. Einige dieser Begriffe sind auch erst durch die Entstehung des Internet notwendig geworden.

Die meisten Faktoren, die in den westlichen Gesellschaften eine Rolle für das Ansehen einer Person spielen, wie zum Beispiel das Aussehen einer Person, ihre Kleidung, Statussymbole, Wohlstand oder ihre berufliche Position sind in der Gesellschaft des Internet nicht sichtbar und damit zunächst irrelevant. Jeder User ist zunächst einmal nur User, alle haben dieselbe Ausgangsposition. Will man im Netz Ansehen erwerben, so kann man dies nicht durch Reichtum oder die Position, die man im realen Leben innehat, tun; man ist, was man tut und schreibt im Internet. Beliebtheit oder Ansehen erwirbt man so allein durch Kompetenz, das Zeigen von Geist, Witz oder Herz, von Engagement oder durch philanthropische Handlungen, etwa durch das Unterhalten einer Mailing Liste, das zur Verfügung stellen selbst entwickelter Programme oder allgemein das zur Verfügung stellen des eigenen Wissens.


weiter...inhalt...zurueck...

Copyright © 1997 I. Strübel. All Rights Reserved. Nutzung des Textes nur mit ausdrücklicher Genehmigung.


This page hosted by Get your own Free Home Page