24 Fragen und Antworten über
Anna Paquin
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zusammengestellt von
und als deutsche Fassung bearbeitet von
Mit Dank an Lee Young-Soo für das hübsche Bild, an meinen
Sohn Thomas für Korrekturen und Verbesserungen
und - natürlich - an Christine für die Original-FAQ.
Thanks go to Lee Young-Soo for the cute picture, to my son Thomas for
corrections and improvements
and - of course - to Christine for the Original-FAQ.
F: Wer ist Anna Paquin?
A: Anna Paquin ist eine fünfzehn Jahre junge Schauspielerin,
und trotz ihrer Jugend bereits Preisträgerin des begehrten Filmpreis
der Academy of Motion Pictures, Arts and Sciences (Oscar). Sie ist am 24.
Juli 1982 geboren und lebt heute in Lower Hutt, Neuseeland. Bisher hat
sie in vier großen Filmen mitgewirkt: In dem Film "Das Piano", für
den sie auch den Oscar erhielt, in der 1996er Verfilmung von "Jane Eyre"
als junge Jane Eyre, in dem bezaubernden Familienfilm "Amy und die Wildgänse"
(Original "Fly Away Home") als Amy Alden und in dem (leider bisher nur
im amerikanischen Kabelfernsehen gezeigten) Film "The Member of The Wedding"
in der Rolle der Frankie. Derzeit noch in der Planung ist "The Miracle
of Pelham Bay Park". Anna Paquin besucht eine reine Mädchenschule
in Wellington, der Hauptstadt Neuseelands. Sie ist gern mit ihren Freundinnen
oder auch ihrer Familie zusammen, spielt gern Rugby und außerdem
Cello. Nicht zuletzt ihre stilsichere Ausdrucksweise und ihr feiner Sinn
für Humor machen sie zu einer der derzeit wohl faszinierendsten jungen
Schauspielerinnen überhaupt. Annas Paquins zunehmende Bekanntheit
ging häufig einher mit einer fast charmanten Medienscheuheit - offensichtlich
ein ganz gewöhnliches Mädchen mit einem außergewöhnlichen
Talent.
F: Weshalb ist sie die beste Kinderdarstellerin
ihrer Generation?
A: Es ist kaum zu bestreiten, daß Anna Paquin die
beste Schauspielerin ihrer Generation überhaupt ist. Vielleicht liegt
das gerade daran, daß man ihr dies bei oberflächlicher Betrachtung
zunächst gar nicht zutraut. Weder in ihren Rollen noch in der Öffentlichkeit
hat sie sich als billiges Poster-Kind für irgendwelche Pin-Ups hergegeben.
Sie spielt ihre Rolle - und geht nach Hause. Auf der Leinwand aber ist
Anna Paquin tatsächlich faszinierend und zieht den Zuschauer unwillkürlich
in ihren Bann. Dies beginnt bei den Texten, die sie wohlüberlegt und
einfühlsam zugleich vorträgt. Doch selbst wo sie schweigt, zieht
sie die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf sich. Über ihr Erfolgsrezept
befragt, sagt sie selbst: "Ich mache mir nie Gedanken darüber, daß
ich gerade schauspielere - ich tue es einfach." Man merkt dies, wenn
sie gelegentlich, zufrieden mit sich selbst, keß ihre Haare zurückwirft,
aber auch an ihren zornig zusammengezogenen Augenbrauen, den großen,
verwundbaren Rehaugen und auch ihrer Kratzbürstigkeit, die ihren Rollen
etwas sehr Menschliches gibt. Anna Paquin besitzt genug innere Reife, um
Rollen auszuwählen, die einen Oscar wert sind. Es sind dies psychologisch
tieflotende und einfühlsame Rollen und bei weitem keine flachen Allerweltsstoffe.
Auf der Leinwand zeigt Anna trotz ihres Alters eine geradezu beängstigende
Reife, und es ist fast schon ein Wunder, welche Lebenserfahrung sie mit
ihren fünfzehn Jahren besitzt.
F: Wie populär ist Anna Paquin
in der Welt des Films und in Hollywood? Orientieren sich andere Kinderdarsteller
an ihr?
A: Was die Popularität anbelangt, ist Anna Paquin
kein so funkelndes Sternchen wie manche anderen Schauspielerinnen, ja nicht
einmal wie ihre gleichaltrigen Kolleginnen. Sie zieht es vor, ihr Familienleben
für sich zu behalten und steht außerhalb ihrer Filme nur ungern
im Rampenlicht. Als Schauspielerin ist sie für Hollywoods Regisseure
so ziemlich die Idealbesetzung, die sie sich nur wünschen können
- sie selbst drängt sich überhaupt nicht nach Filmen, da sie
"mit der Schauspielerei so lange wie möglich abwarten möchte."
Wer also auf der Suche nach Anna-T-Shirts, Anna-Tassen oder Anna-Püppchen
ist, sollte sich keine Hoffnung machen. Auf Pressekonferenzen aber und
für die Regisseure und Drehbuchverfasser, die Kinderrollern zu besetzen
haben, ist sie die Antwort auf alle Fragen. Dort ist sie in erster Linie
so beliebt, weil sie ihre Rollen hervorragend umsetzt. Als Carrol Ballard,
der Regisseur von "Amy und die Wildgänse", Anna Paquin in "Das
Piano" gesehen hatte, war ihm sofort klar: "Die müssen wir für
diesen Film gewinnen". Tatsächlich gibt es zahlreiche Regisseure,
die sie gern in ihren Produktionen sehen würden; für sie hängt
die Entscheidung, ob sie eine Rolle annimmt oder nicht, aber ausschließlich
davon ab, ob ihr diese zusagt. Was ihre Ausstrahlung auf die Filmwelt anbelangt,
so ist sie eine ruhige und eher zurückhaltende Erscheinung, auf keinen
Fall groß und kommerziell, aber auch nicht kamerascheu. Wer sie einmal
gesehen hat, prägt sich ihr Bild ein, vielleicht auch den Namen; natürlich
begleiten sie ihre Fans auf ihrem Weg, und wer sich für Filme
interessiert, erkennt rasch ihr Talent und behält sie zumindest als
gute Schauspielerin in Erinnerung. Was ihre Ausstrahlung auf andere Kinderdarsteller
anbelangt, so gibt es dazu nicht viel zu sagen. Vielleicht bewundert der
oder die eine oder andere sie aus der Ferne etwas; allerdings ist wohlbekannt,
daß man in Hollywood NIE über noch lebende Lieblingsschauspieler
spricht - vielleicht ist das auch der Grund, daß sich Annas Kolleginnen
noch nie über sie geäußert haben. Bei der Auswahl der Drehbücher
hat ihr Beispiel bisher jedenfalls keine Schule machen können: Anna
pickt sich weiter die wertvollen heraus, während ihre gleichaltrigen
Kolleginnen nach wie vor keine rechte Vorstellung davon haben, wie ein
gutes Drehbuch aussieht.
F: Möchte sie später, wenn
sie erwachsen ist, weiter Schauspielerin bleiben?
A: Bisher ist sich Anna Paquin nicht sicher, ob sie aus
der Schauspielerei später einen Beruf machen sollte. Zweifellos macht
ihr das Schauspielen Freude, aber der Sprung von der Kinderdarstellerin
zur erwachsenen Schauspielerin ist erfahrungsgemäß schwer. Versuchen
würde sie es wohl gern, aber "erst, wenn es soweit ist - im Moment
läßt mir die Schule dafür gar keine Zeit."
F: Wer wählt ihre Rollen aus?
A: Anna Paquin hat mehrfach betont, daß sie ihre
Drehbücher selbst auswählt. Zwar hat sie zwei Agenturen, die
sie betreuen, Gail Cowan in Neuseeland und die William Morris Agency
in Los Angeles; bei der Wahl ihrer Filmprojekte läßt sie durch
diese wie auch durch ihre Eltern aber kaum beeinflussen. "Am Ende ist es
immer meine Entscheidung," sagt sie. Sowohl ihren Eltern als auch ihren
Agenten dürfte aber nicht entgangen sein, daß sie einen guten
Blick für besondere Drehbücher hat.
F: Kann ich Anna schreiben?
A: Ja! Wer will, kann Anna Paquin einen Brief schicken,
und zwar entweder an ihre Agentin in Neuseeland oder an die William Morris
Agentur in Los Angeles.
Neuseeland:
Double Happy Agency
P.O. Box 9585
Wellington, New Zealand
c/o Gail Cowan
(Keine Postleitzahl erforderlich)
Beverly Hills:
Anna Paquin
c/o William Morris Agency
151 El Camino Drive
Beverly Hills, CA
90212
Leider ist es wie beim Weihnachtsmann: Man weiß nie genau, ob man etwas bekommt. Trotzdem viel Glück :)
F: Hat sie eine e-mail Adresse?
A: Eine e-mail-Adresse hat Anna Paquin meines Wissens
nicht. Allerdings haben ihre Fans zahlreiche sehr hübsche Internet-Seiten
über sie gestaltet. Hier sind vor allem zu nennen die "Unofficial
Anna Paquin Homepage (:))" , und Jasons "Anna Paquin Page". Auch auf Magnus
Hjelstuens "The Piano Page" ist sie vertreten.
F: Was gibt es über ihre Familie
zu sagen?
A: Anna Paquin ist die jüngste von drei Kindern.
Ihre Schwester Katya ist zwei Jahre und ihr Bruder Andrew sieben Jahre
älter als sie. Anna ist in Winnipeg (Kanada) geboren. Ihr Vater Brian
Paquin, von Beruf Sportlehrer, ist Kanadier. Ihre Mutter Marie Brophy,
von Beruf Englischlehrerin, stammt aus Neuseeland. Ihre Eltern ließen
sich scheiden, während Anna in Kanada "Amy und die Wildgänse"
filmte. Caroll Ballard berichtet, daß sie deshalb "manchmal sehr
traurig" gewesen sei. Derzeit wohnt Anna bei ihrer Mutter in Wellington.
Jedes Jahr zu Weihnachten stattet sie ihren zahlreichen Verwandten in Winnipeg
(Kanada) einen Besuch ab. Außerdem besitzt sie
einen Hund namens Jessie.
F: Hat sie einen Lieblingsfilm?
A: Anna Paquin ist selbst überhaupt kein Filmfreak
und hat, was Filme anbelangt, auch einen ziemlich naiven Geschmack- vielleicht
gerade wegen ihrer eigenen Erfahrung mit psychologisch tiefschürfenden,
empfindsamen Rollen. Sie selbst schaut sich gern Action-Filme wie die 94er
Actionthriller "Speed" und "Stirb langsam, jetzt erst recht" an. Von "Das
Piano" hat sie nur eine speziell für sie geschnittene Fassung zu sehen
bekommen, bei der "ihr jemand an den Stellen, die sie nicht sehen sollte,
die Augen zuhielt." Allerdings hatte sie, wie sie selbst betont, ohnehin
kein besonderes Interesse an diesen Stellen. Da sie sich selbst Actionfilmen
nicht gewachsen fühlt, bieten die Thriller ihr eine willkommene Abwechslung
von ihrer eigenen Filmkunst.
F: Was meint Anna zu Gewalt in den
Medien?
A: Gewalt in den Medien findet Anna Paquin "wirklich
fehl am Platze". Gewalt im Fernsehen wie in Kinderprogrammen hält
sie für gefährlich, und sie sieht durchaus die Gefahr bis hin
zu Toten und Verletzten, wenn Kinder das Gesehene "nachspielen". Eine ziemlich
entschiedene Meinung, denke ich.
F: Und trotzdem sieht sie gerne Action-Filme?
:)
A: Ja - allerdings, so gewaltfrei ist "Das Piano" nun
auch nicht...:)
F: Hat sie sich wirklich die Nase zerstechen lassen?
A: Nein, keine Angst - Anna trägt keinen Nasenring.
Diese Szenen wurden bei "Amy und die Wildgänse" erst ganz am Schluß
gedreht; es handelte sich um einen Vorschlag von Anna Paquin, den Carrol
Ballard schließlich aufgriff. Der Nasenring ist nicht echt. In einem
Anflug von Eigensinn wollte sie sehen, was der Drehstab meint, wenn sie
mitten in den Dreharbeiten mit einem Ring in der Nase ankommt. Den Ring
hatte sie in einem "hübschen Bijouterieladen" in Toronto entdeckt
und umsonst bekommen. Zu ihrer Enttäuschung wurde das Aufbegehren
auch noch begrüßt, und Carrol Ballard entschied, den Nasenring
in den Film zu nehmen. Einen festen Nasenring trägt sie nicht.
F: Warum hat sie sich die Haare abgeschnitten?
A: Zunächst erforderte das ihre Rolle in "The Member
of the Wedding." Dort spielt sie ein Mädchen, das, wie eine Mitspielerin
sagt, "Haare wie ein Sträfling" tragen sollte. Anna hat sich
ihr Haar selbst abgeschnitten. Sie wollte selbst eine Veränderung,
und es schien ihr am einfachsten, mit den Haaren zu beginnen. Wie sie es
übers Herz gebracht hat, ihre wunderschönen dunklen Haare abzuschneiden,
wird für immer ein Geheimnis bleiben...
Q: Hat sie einen Freund?
A: Nein, allen Jungs, die sich Hoffnung machen, sei gesagt,
daß sie keinen Freund hat. Zur Zeit besucht sie eine reine Mädchenschule,
und sie meint: "Ich kann mir kaum vorstellen, in nächster Zeit einen
Freund zu haben". Weiter sagt sie: "Jungs können prima Kumpel sein
- mit ihnen etwas Ernstes zu unternehmen und zu einem Date zu gehen, kann
ich mir aber nicht recht vorstellen."
F: Hat sie den Oscar wirklich verdient?
A: Daß der von der Academy of Motion Pictures,
Arts and Sciences verliehene Filmpreis ("Oscar") an Anna Paquin für
die Darstellung der Flora in Jane Campions Film "Das Piano" würde,
hatte damals wohl kaum jemand erwartet. Viele (und vor allem die, die an
jenem Abend leer ausgegangen waren) betrachten dies als einen Fluch oder
auch als Schock, mit dem die Akademie ihre Unberechenbarkeit unter Beweis
stellen wollte. (Wohl alle hatten an diesem Abend erwartet, daß der
Preis an Winona Ryder für ihre Rolle in "Das Alter der Unschuld" gehen
würde.) Anna Paquins lebendige und zugleich geheimnisvolle und fesselnde
Darstellung in "Das Piano" belegt aber deutlich, daß die zu diesem
Zeitpunkt elfjährige (als der Film gedreht wurde, war sie gerade neun)
den Oscar völlig zu recht erhalten hat. Im Vergleich zu anderen Kindern,
die zuvor in Filmen mitgewirkt haben, ist ihre Darstellung wohl beispiellos;
man erinnere sich nur an ihre dunklen, frechen Augen und ihren resoluten
Ausdruck, Dinge, die man bei anderen Kindern im Film kaum wiederfindet.
Im Vergleich zu den anderen Darstellern hatte Anna Paquin in dem Film die
meisten Textzeilen überhaupt, und sie verstand es ebenso, eine schroffe
Abfuhr zu erteilen wie durch ihren Charme zu überzeugen, Zorn und
Verletzlichkeit zugleich zu spielen. Der Oscar 1993 war ein deutliches
Indiz ihrer Fähigkeiten.
F: Was geschah in der Oscar-Nacht
1993?
A: Anna Paquin war die ebenso überraschende wie
selbst überraschte Gewinnerin des Academie-Filmpreises als Beste Nebendarstellerin.
Mit aufgerissenen Augen rang sie am Mikrophon nach
Atem, bevor sie ihre herzliche, immer noch fast atemlos vorgetragene Danksagung
vorbringen konnte: "Ich möchte der Akademie danken für die Ehre,
heute mit dabei zu sein. Ich möchte Jane, Jan und Holly danken...die
all dies ermöglicht haben. Und ich möchte Eddie Campbell, Pet
Quirk und, und Beanie danken, die während der Dreharbeiten so gut
auf mich achtgegeben haben." Danach wandte sie sich um und ging auf ihren
Platz zurück, während der verunsicherte Gene Hackman versuchte,
sie zur Rückkehr zu bewegen. Hinter der Bühne war man einigermaßen
entrüstet, daß das kleine Mädchen, das den Oscar gewonnen
hatte, nicht zurückkommen wollte. Im Anschluß stürzten
sich Hunderte von Reportern auf sie. Ihre immer noch halb schockierte Antwort,
was sie von dem Preis denn nun halte: "Das ist ziemlich cool". Nach der
nächtlichen Oscar-Feier, wo berichtet wird, daß sie mehrfach
(unter anderem in die Garderoben) verschwand, kehrte Anna zum Hotel zurück.
Am nächsten Tag machte sie einen Abstecher in eine Galerie in Los
Angeles, um eine Ausstellung mit Werken von Picasso zu besuchen. Danach
kehrte sie nach Neuseeland zurück, um mit ihrer Klasse zum Camping
zu fahren.
F: Wo hat sie ihren Oscar heute?
A: Derzeit verwahrt Anna den Oscar zusammen mit all ihren
anderen Preisen in einem Kleiderschrank. Sie meint: "Wenn ich den Oscar
irgendwo herumstehen habe, werde ich laufend danach gefragt, und das mag
ich überhaupt nicht. Irgendwann geht so etwas doch auf die Nerven,
und schließlich ist es nicht mehr als eine Figur. Er ist nicht meine
Persönlichkeit, und ich möchte ihn auch nicht dauernd herumreichen".
F: Wer ist Flora, und welche Rolle
spielt sie im Film "Das Piano"?
A: Flora McGrath ist die Rolle, die Anna Paquin in dem
Film "Das Piano" gespielt hat. Flora ist ein neunjähriges schottisches
Mädchen, das zusammen mit seiner Mutter nach Neuseeland kommt - ein
wahres Energiebündel, gleichzeitig aber auch schon sehr ernst und
reif. Wenn es sich auch um eine Nebenrolle handelte, hatte Flora, die ihrer
stummen Mutter, Ada McGrath, quasi als Dolmetscher diente, die meisten
Textzeilen im Film überhaupt zu sprechen. Flora, als uneheliches Kind
geboren und mit einem Hang zum Geschichtenerzählen, war ein heller,
erfrischender Farbtupfer in dem Film und gleichsam ein Symbol für
die Unschuld und ein im Hintergrund stehendes Gewissen.
F: Wie kam sie zu der Rolle in dem
Film "Das Piano"?
A: Anna Paquin erfuhr von der Rolle der Flora über
eine Zeitungsannonce. Ihre Schwester Katya und eine von deren Freundinnen
interessierten sich für die Rolle, und "da sie im Moment nichts besseres
zu tun hatte", beschloß sie, die beiden zu begleiten. Als sie auf
die Kamera zuging, wußte Jane Campion, die Regisseurin, zunächst
nicht so recht, was sie von ihr halten sollte: Von all den Mädchen,
die zum Vorsprechen gekommen waren, war Anna die kleinste und schüchternste,
und Jane konnte sich nicht vorstellen, wie sie die für die Rolle nötige
Ausstrahlung aufbringen würde. Damit allerdings war sie im Irrtum.
Später meinte sie: "Als sie zu spielen begann, riß es mich förmlich
vom Stuhl. Sie erzählte diese lange, leidenschaftliche Geschichte,
wie Ada ihre Stimme verlor, und man mußte ihr auf der Stelle glauben.
Es gibt nur sehr wenige Kinder, die schon in diesem Alter ein so ausgeprägtes
Gefühl für Schauspiel besitzen."
F: Welchen Einfluß hatten Jane
Campion und Holly Hunter auf Anna?
A: Jane Campion und Holly Hunter standen für Anna
Paquin am Beginn ihrer Schauspieler-Laufbahn. Sie gaben ihr Motivation,
Anleitung und Beispiel zugleich und zeigten ihr, wie man sich vor der Kamera
bewegt. Während der Dreharbeiten zum Film "Das Piano" entstand
eine feste Verbindung zwischen Anna und ihrer Film-Mutter Holly Hunter.
Jane Campion berichtet: "Sie waren ein perfektes Team - Anna kopierte alles,
was sie sich von Holly abschaute." Anna betont, daß sie Holly Hunter
"vom ersten Tag an mochte, schon deshalb, weil Jane ihr empfohlen hatte,
am Drehort grundsätzlich nicht zu sprechen, um mich so an eine stumme
Mutter zu gewöhnen". Jane Campion spielte für Anna eine große
Rolle als iher erste Regisseurin. Ihre Führung und ihre künstlerischen
Ratschläge haben sich Anna tief eingeprägt und sie auch in der
Folge begleitet - bei all ihren Rollen sieht man förmlich den Schatten
der lebhaften kleinen Flora im Hintergrund. Wenn man bedenkt, wieviel Regisseure
und Hauptdarsteller am Anfang ihrer Karriere hätten stehen können,
war es wohl ein besonderer Glücksumstand für Anna, ihr Publikum
und ihre späteren Partner, daß ausgerechnet Jane Campion und
Holly Hunter, die damals schon erkannten, daß sie "eine wunderbare
Begabung" mitbrachte, ihr die Grundlagen vermittelten.
F: Was meint sie zu den Rollen, die
sie gespielt hat?
A: Vorweg gesagt: Anna mag alle Rollen, die sie gespielt
hat - wäre das nicht der Fall gewesen, hätte sie diese, wie sie
selbst sagt, nicht übernommen. Sie konnte sich gut mit Floras quicklebendigem
und zugleich verletzlichem Wesen identifizieren, obwohl Flora, wie sie
sagt, "mehr Lügen erzählt, als ich". Über Jane Eyre sagt
sie: "Sie erkennt, daß ihr niemand zu Hilfe kommen wird, falls ihr
das nicht selbst gelingt". Die Figur der Amy Alden aus "Amy und die Wildgänse"
sieht sie im Zusammenhang mit den verwaisten Gänsen, derer sie sich
annimmt: "Beide haben ihre Mutter verloren. Während Amy lernt, ihren
Gänsen eine Mutter zu sein, lernt ihr Vater seine Vaterrolle". Die
Frankie aus "The Member of the Wedding" unterscheidet sich ihrer Meinung
nach in vielem von ihren bisherigen Rollen. Frankie ist viel rauher und
unberechenbarer, aber gerade dadurch eine Herausforderung zu spielen. Anna
meint: "Man muß versuchen, sich in sie hineinzuversetzen, in ihre
Gedankenwelt und so. Sie macht eine Menge ziemlich verrückter Dinge...
sie wirft Messer durch die Gegend und haut einem Soldaten einen Glaskrug
auf den Kopf.
Das ist ganz anders als bei den Rollen, die ich zuvor
gespielt habe."
F: Was hat es mit den MCI-Werbesendungen
auf sich?
A: Nachdem Anna Paquin 1993 den Oscar gewonnen hatte,
drehte sie 8 Werbefilme für die MCI, in denen sie für deren Telefon-
und Internetzugang warb. Dies war noch, bevor sie die Rolle der Jane Eyre
annahm. Als die Werbungen produziert wurden, dachte weder sie noch ihre
Familie daran, daß sie einmal ernsthaft beim Film bleiben würde,
aber offenbar kam es anders... Ich selbst habe keine dieser MCI-Werbungen
gesehen; man sagt, Anna trägt dort einen ziemlich albernen Hut, läuft
als junger Picasso durch die Gegend und verkauft Telefonverbindungen. Das
ganze war wohl eher ein Ausrutscher.
F: Was ist Paquingate?
A: Paquingate sagen manche zu der "Verschwörung"
zwischen Anna Paquin und David Letterman. Letterman hatte in dieser Nacht
seinen Show-Gästen zehntausend Dollar versprochen,
wenn sie es fertig brächten, einen Basketball in den Korb zu werfen.
Anna traf tatsächlich, und Letterman gab ihr auch das Geld, aber nur,
um es ihr nach der Show wieder abzunehmen. Anna machte sich daraus nicht
sehr viel, da hinter der Bühne ohnehin alle gesagt hatten, daß
das ganze nur ein Scherz sei. Als die Sache in die Zeitungen kam, sah sich
Letterman aber genötigt, das Geld zurückzugeben. Anna kam am
nächsten Abend nochmals in die Show, erhielt dort zwölf rote
Rosen und sagte Letterman, daß sie das Geld der "Wishing Star Foundation",
einer Hilfsorganisation für behinderte Kinder, übergeben möchte.
Sie meint: "Das war gut so, und ich bin wirklich froh, daß das Geld
schließlich dort gelandet ist".
F: Wo kann man in Deutschland Annas
Filme sehen (M. B.)?
A: "Das Piano" gibt es über
jeden besseren Videoversand, oft sogar auch in Englisch, und natürlich
in Videotheken. Schwieriger ist es mit den aktuellen Filmen. "Jane
Eyre" und "Amy und die Wildgänse"
sind in den deutschen Kinos abgelaufen. "Jane Eyre"
ist nur in englisch (auch in PAL) als Video erhältlich, "Amy
und die Wildgänse" in deutsch. Wer das Original- (NTSC-) Video
("Fly away home") sucht, kann dies über
einen der zahlreichen amerikanischen Internet-Video-Versender bestellen.
"The Member of the Wedding" war bisher in
Deutschland nicht zu sehen und wird wohl auch nie synchronisiert werden.
In den USA wird der Film aber von Zeit zu Zeit im USA-Cable-Network gezeigt,
und wer dort jemanden kennt, hat vielleicht eine Chance, eine Aufnahme
zu bekommen. "Amistad" gibt es in Deutschland
als Video. "Eine wie keine" läuft zur
Zeit (Sommer 99) erfolgreich im Kino. "A Walk on
the Moon" läuft derzeit in den USA, ist für Deutschland
aber bisher nicht angekündigt. Wer die Möglichkeit hat, kann
es in der Schweiz sehen; außerdem kommt es im Oktober in den USA
als (Leih)-Video heraus.
Last update: 07/23/99.