Kapitelübersicht mit Links zu Texten

Update am 6. Februar 2000

Ganz neu:

Nicht mehr so neu:

Vom 29. Januar

Kapitel I: "Primat der Politik?"

1. "Was kommt nach der Parteiendemokratie?"
Was kommt nach der klassischen Parteiendemokratie im 21. Jahrhundert? Ist die parlamentarisch verfasste, durch Parteien getragene Demokratie den technologischen, ökonomischen und ökologischen sowie sozialen Herausforderungen gewachsen? Oder ist sie eine Wachstumsbremse für Wirtschaft und Gesellschaft? Die These vom "Ende der Demokratie" (Guehenno) und des institutionellen Zeitalters ist sicher eine der provokantesten dieses Buchprojektes. Doch was kommt nach der Parteien- und Institutionendemokratie? Folgt auf das institutionelle nun das autoritäre, europäische Zeitalter, von Brüssel aus regiert, ohne Zentrum - oder folgt eine mit europäischen, nationalen und lokalen Akteuren vernetzte Politik?
Skizziert werden soll eine radikal-kritische Politik jenseits der eingefahrenen Denkmuster - eine Politik "jenseits von Links und Rechts" (Giddens).

2. "Die Politik wandert aus - wer bleibt zurück?"
Es waren die nationalen Grenzen, die bisher den Rahmen von Politik vorgegeben, politische Selbstbestimmung ermöglicht und die Garantie der Grundrechte gesichert haben. Bedeuten zunehmende Europäisierung und Transnationalisierung von Problemen und Entscheidungen einen Verlust von Souveränität und Staatlichkeit? Wieviel Europa brauchen und wollen wir? Gibt es "Grenzen der Entgrenzung" von Politik?
Wie wird der Nationalstaat in Zukunft den neuen Sicherheitsbedrohungen (meist nicht militärischer Art) begegnen, einen wohlfahrtssteigernden Wirtschaftsprozeß fördern und dabei zugleich politische Selbstbestimmung und - organisation ermöglichen können? Welche Bündnispartner braucht die Politik hierzu? Muß sie auf ihre autonomen Steuerungsanspruch verzichten? Welche Bedingungen und Voraussetzungen sind erforderlich, damit sie die Rolle eines gesellschaftlichen Mitspielers übernehmen kann?

3. "Die Renaissance der Politik"?
Dieser Beitrag versteht sich als direkte Antwort auf den vorangehenden Fragenkomplex. Wo ist der Ort der Politik, wenn ein Teil von ihr auswandert? Wird die neue soziale und demokratische Herausforderung nicht inzwischen längst lokal und regional beantwortet? Ist "Lokalisierung" eine mögliche Antwort auf Globalisierung? Wo wird das Kapital der Zukunft nachgefragt und produziert und welche sind die maßgeblichen Steuerungsprinzipien für den Bereich jenseits von Staat und Markt? Ziel des Beitrages ist es, die Experimentierfelder aufzuzeigen, in denen noch nicht marktgängige Produkte und Dienstleistungen erprobt und die Kompetenzen der Zukunft (Vertrauen, Verantwortung und soziales Verhalten) erhalten und weiterentwickelt werden.
3.1 Zur Dynamik der Zivilgesellschaft: Soziale Bewegungen

4. "Vielfalt statt real existierendem Föderalismus?"
Die ursprünglich kompetitive und dezentrale Ausrichtung des bundesdeutschen Föderalismus mit einer Zuständigkeitsvermutung zugunsten kleinerer Einheiten hat sich zunehmend in einen kooperativen Föderalismus verwandelt. Folge dieser Entwicklung ist eine diffuse Vermischung von Verantwortlichkeiten und eine "Politikverflechtung" (Scharpf) zwischen Bund und Ländern, die die Möglichkeiten regionalen Wettbewerbs und die Flexibilität vor Ort offenbar stark eingeschränken. Das Gespenst einer zentralistischen "Brüsseler Republik" geht seit dem Vertrag von Maastricht und einer sich abzeichnenden politischen und wirtschaftlichen Union um. Aber nicht nur die EU, auch der deutsche Föderalismus leidet an einem "Demokratiedefizit".
Wie kann die eigentliche Idee der föderalen Ordnung staatlicher Einheiten - politischer und wirtschaftlicher Wettbewerb- wiederbelebt werden? Darf der Föderalismus Unterschiede machen? Ist die Herstellung "einheitlicher Lebensverhältnisse" eine Leitidee für die Zukunft der Republik? Wem nutzt sie eigentlich? Was bedeutet das "Ende der Umverteilung" für Föderalismus und Finanzausgleich? Wäre die Einführung einer strengen Konnexität zwischen Aufgaben- und Finanzierungszuständigkeiten (bspw. bei der Sozialhilfe) sinnvoll, oder lenkt der meist von den Ökonomen als Zentralproblem definierte Steuerwettbewerb von den Hauptproblemen des deutschen Föderalismus ab? Welche Möglichkeiten der rechtlichen Differenzierung zwischen den einzelnen Einheiten gibt es, wenn die nationale Rechtseinheit kaum noch Schutz vor internationaler Standortkonkurrenz bieten kann?
Der Beitrag soll zeigen, daß der deutsche Föderalismus nur dann zukunftsfähig ist, wenn er sich zu einer wirklichen Experimentierfähigkeit bekennt und seine Chancen für ein "policy learning" nutzt.

5. "Europa - mehr als Euro, Bananen und BSE?"

Berg und Tal kommen nicht zusammen, aber die Menschen...?
Reform, Erweiterung, Identifikation: Gegenwart und Zukunft der EU

Die gesellschaftliche und kulturelle Dimension der Europäischen Union ist Thema dieses Beitrags. Was sind die Chancen der Ost-Erweiterung für Europa? Welche institutionellen Reformen und Voraussetzungen sind unumgänglich? Gibt es eine "europäische Gesellschaft", eine "europäische Identität"? Der Beitrag soll vor allem die Chancen herausarbeiten, die die Begegnung der westlichen Marktgesellschaft mit der östlichen Zivilgesellschaft mit sich bringen wird. Die Begegnung einer politischen Kultur der Experten mit einer politischen Kultur der Moralisten wird zu einem bestimmenden Element der europäischen Politik (Lepenies). Wo werden die Orte der Begegnung sein? Wird sich Europa verstärkt kulturell konstituieren? Welches sind die Bedingungen der europäischen Einigung, die bisher eine Einigung Westeuropas gewesen ist und auf der Spaltung Europas basierte?

Gedanken zur Bürgergesellschaft
Global Cities
Politik und Architektur. Bonner und Berliner Ansichten

Kapitel II: "Primat der Wirtschaft und Wissenschaft?"
1. "Von der "Ausbeutung zur Ausgrenzung"? Zur Zukunft des "rheinischen Kapitalismus"
Der "Rheinische Kapitalismus" stand bisher für eine erfolgreiche, freiheitliche und sozial ausgewogene Demokratie. Unter diesem Modell haben Staat, Wirtschaft und Gesellschaft auf eine bisher einzigartige Weise in der deutschen Geschichte soziale Stabilität, wirtschaftliche Dynamik und politische Demokratie ermöglicht. Nach den "dreißig ruhmreichen Jahren" (Fourastie) scheint dieses Erfolgsmodell an seine Grenzen angelangt. Globalisierung, Digitalisierung und Individualisierung fordern das deutsche Modell heraus und zwingen es zu angeblich unausweichlichen Anpassungsleistungen. Was muß sich alles ändern, damit Staat und Wirtschaft reformiert werden können, ohne daß der Zusammenhalt der Gesellschaft darunter zu leiden hat? Wie könnte ein Gesellschaftsvertrag zwischen den neuen Gewinnern und den neuen Verlierern aussehen? Wäre die Vision einer "Bürgergesellschaft" eine mögliche Leitidee einer besseren Gesellschaft jenseits von Neoliberalismus und Sozialstaatsorthodoxie? Was sind ihre Voraussetzungen und Grenzen? Welche Institutionen müssten hierfür wie reformiert werden? Wie soll die neue Synergie von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft aussehen? Wer sind ihre Akteure? Der Beitrag will zeigen, daß es viele "Dritte Wege" zwischen einem Kapitalismus ohne Demokratie (das autoritäre Modell) und einem Kapitalismus ohne Solidarität (das Manchester-Modell) gibt.

2. "Entfesselung des Kapitalismus" - Unternehmen zwischen globaler Reorganisation und lokaler Verantwortung

2.1 Zukunft der Unternehmen: Global Player oder National Looser? neu
2.2 Die Verantwortung der Unternehmen neu
Die Entgrenzung macht auch vor der Wirtschaft nicht halt – und zugleich betreibt die Wirtschaft die Entgrenzung aktiv. Nicht alle großen Unternehmen sind heute bereits völlig globale Konzerne. Für die meisten der weltgrößten Unternehmen hat der "Heimatmarkt" noch immer eine hohe Bedeutung. Das oft projizierte Bild des bindungslosen und global mobilen Unternehmens ist zur Zeit überzeichnet, die Einbindung der Unternehmen in politische und soziale Netzwerke ist immer noch stark. Doch wie lange? Extern werden Großunternehmen als mächtige Institutionen wahrgenommen, die für Prosperität, Arbeitsplätze und Umweltschutz relevanter scheinen als Regierungen und Gewerkschaften. Wie können sie den an sie gerichteten politischen Erwartungen gerecht werden? Mit welchen politischen und sozialen Aktivitäten können sie antworten? Wie können Unternehmen globale strategische Entscheidungen und lokal an sie angelegte Erfolgsmaßstäbe erfüllen, ohne daß das Leistungsprinzip wie das Gegenseitigkeitsprinzip betrieblicher Sozialbeziehungen untergraben wird? Die hohe Störanfälligkeit komplexer Unternehmensnetzwerke weist der sozialen Stabilisierung aber eine wichtige Rolle zu.
Der Beitrag will mögliche Perspektiven für Unternehmen aufzeigen und formulieren, wie globale Produktstandardisierung mit den Differenzierungsnotwendigkeiten lokaler Märkte verbunden werden kann, ohne daß hohe Gewinne mit sozialer Verantwortungslosigkeit einhergehen müssen und ohne daß Wachstum Umweltschutz gefährdet. Qualität, niedrige Kosten, soziale Verantwortung, Umweltschutz oder Wettbewerbsfähigkeit müssen keine Zielkonflikte darstellen.

3. "Life Science": Leitwissenschaft ohne Leitbild ?
Life Science gilt als Leitwissenschaft des kommenden Jahrhunderts. Die an sie gerichteten Erwartungen stehen sich häufig frontal gegenüber. Die durch Biologie und Medizin aufgeworfenen Fragen rühren an unser Selbstverständnis und sind die Ursachen für heftige Grundsatzdebatten.
Können mittels biotechnologischen Methoden wie der Gentechnik die Anforderungen einer Sieben – Milliarden - Menschheit an Ernährung, Umweltschutz und Rohstoffen in ein nachhaltiges Gleichgewicht gebracht werden? Oder werden mittels dieser Technik Frankensteine gezüchtet, die uns den ökologischen GAU bringen?
Gleichzeitig erodiert der galoppierende wissenschaftliche Fortschritt hehre Grundsätze und unantastbar geglaubte Tabus: Zum Beispiel war Forschung an menschlichen Embryonen in den führenden Wissenschaftsnationen indiskutabel, jedoch bröckelt diese Front zunehmend.
Dieser Beitrag zeichnet für die Bereiche Medizin, grüne Biotechnologie und Ökologie ein Bild der existierenden Leitbilder und Erwartungen, fasst aktuelle Forschungsergebnisse zusammen und diskutiert ihre Auswirkungen auf Gesellschaft, Umwelt und das menschliche Selbstverständnis.
Ziel ist es zu einem sinnvollen Mix von Lösungsansätzen zu gelangen, so daß die existentiellen Herausforderungen der Menschheit - wie Ernährung, Gesundheit und ökologisches Gleichgewicht - nicht ideologisiert, sondern ergebnisorientiert angegangen werden.

4. Perspektiven für eine ökosoziale Nachhaltigkeit: Die Energiefrage
Perspektiven für eine ökosoziale Nachhaltigkeit: Die "Stromfrage"
Leicht verfügbare Energie ist das Lebenselexier der industrialisierten Wirtschaften. Obwohl es noch gilt, gewaltige Energiesparmöglichkeiten zu nutzen, ist klar, das der Energiebedarf weltweit steigen wird.
Zugleich wehren sich weltweit immer mehr Menschen immer vehementer gegen die negativen "Nebenwirkungen" der Energiegewinnung: Niemand will ein AKW oder ein Atomlager in seiner Nachbarschaft. Nichtregierungsorgansiationen der Ersten und Dritten Welt kämpfen gegen die sozialen und ökologischen Kahlschlag, der mit der Förderung von fossilen Brennstoffen in Lateinamerika und Afrika verbunden ist.
Dieser Befund definiert die wesentlichen Fragen dieses Beitrages: Welche Energiequellen stehen uns in Zukunft zur Verfügung? Welche Folgen ergeben sich daraus für Umwelt und Gesellschaft? Wie sind die ökologischen und sozialen Kosten der Energienutzung zu minimieren?

5. Wert-lose Wissenschaft? - Von der Verantwortung der Eliten
In einer Zeit der Kurzatmigkeit, in der "Legislaturperiodenpolitik und Ereigniskultur um Schlagzeilen und Einschaltquoten weitteifern" (Lepenies), und unser Handeln durch die Macht von Naturwissenschaften und Technik gleichzeitig immer langfristigere, tiefgreifendere und kaum überschaubare Folgen hat, wird ein Überdenken unserer Handlungsmaßstäbe und eine Neuorientierung bezüglich des Umgangs mit der Welt immer dringlicher. Die Naturwissenschaften spielen hier in zweierlei Hinsicht eine zentrale Rolle: Einerseits gehören sie, insbesondere in ihrer Anwendung als Technik, zum Kern des Problems, andererseits können sie als wichtiges Orientierungswissen für Lösungsansätze und Handlungsdirektiven wirken.
Orientierungsbestimmung und Selbstreflexivität zu schaffen, fordert eine "Politik der Mentalitäten" (Lepenies) und Lern statt – Belehrungskulturen. Brauchen die Wissenschaften in Zeiten des "anything goes" eine Kritik der unpolitischen Ökonomie? Wie kann es gelingen, wissenschaftliche Freiheit und gesellschaftlichen Orientierungsbedarf neu zu definieren? Wo befinden sich die Orte einer neuen Lernkultur?

 

Kapitel III: "Vom Primat der Gesellschaft"
III.1
Jenseits von Rente und Vollbeschäftigung- die Neue Arbeitsgesellschaft neu
Vollbeschäftigung war nur eine kurze Phase der glücklichen deutschen Wirtschaftswunderjahre. Die auf Vollbeschäftigung basierenden Institutionen des Wohlfahrtstaates und seine sozialen Institutionen werden ihre Aufgaben künftig immer weniger erfüllen können. Auf der anderen Seite ist gesellschaftlich sinnvolle und nötige Arbeit durchaus vorhanden. Nur ist es zweifelhaft, ob es der alten Erwerbsgesellschaft gelingen wird, sie in bezahlte Normalarbeitsverhältnisse zu überführen. Das viel beschworene "Ende der Erwerbsarbeit" (Rifkin) muß nicht das "Ende der Arbeitsgesellschaft" bedeuten. Die Entwicklung von der traditionellen Erwerbs- zur Zeit- und Tätigkeitsgesellschaft oder die "20:80%-Gesellschaft" wird die Arbeitsgesellschaft der Zukunft sein. Welche Bedingungen und Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um eine neuen Gesellschaftsvertrag zu begründen? Bedarf es neuer Steuerungsinstrumente in den Sozialversicherungssystemen, wie etwa die Ergänzung durch Zeitelemente? Ist nicht Arbeit, sondern Zeit die knappe Ressource in unserer Gesellschaft? Wie läßt sich die eindimensionale Erwerbsgesellschaft in eine vielseitige Tätigkeitsgesellschaft transformieren, ohne daß wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit und individuelle Freiwilligkeit darunter leiden müssen? Der "Gewinn" für die Unternehmen bestünde beispielsweise in Mitarbeitern mit größeren sozialen und kommunikativen Kompetenzen. Die neue Arbeitsgesellschaft wird ihren Ort im sozialen Nahbereich haben. Die lokale Ebene ist jedoch nur gestaltbar, wenn alle arbeitsmarktrelevanten Institutionen zusammenwirken. Vision und Paradigma der Neuen Arbeitsgesellschaft ist der aktive Mensch und Bürger.

2. "Tittytainment" - Zur Rolle der Medien und Kultur in der Wissens- und Informationsgesellschaft

Die Berliner Republik und ihre Medien
Internet und die Kommunikationsrevolution der letzten Jahren stellen Staat, Wirtschaft und Gesellschaft vor neue Herausforderungen. Wie wirken sich die Auflösung der gewohnten Raum-Zeit-Dimension auf Sprache, Bewußtsein, Partizipation und Identität aus? Wie wird das Leben in und am Netz aussehen, wie kann es gestaltet werden? Droht uns die Gefahr einer "Hedonomics" – einer Unterhaltungsindustrie, die den Netizen und neuen Staatsbürger von dem Rest der Gesellschaft zunehmend abkoppelt?

3. Kulturelle Integration statt Multi-Kulti - Lernen statt Belehren

Bundesdeutsche Gesellschaft zwischen Akzeptanz und Ignoranz? - Ausgewählte Aspekte zum Umgang mit rußlanddeutschen Aussiedlern

Ist Deutschland im Zeitalter der Globalisierung ein weltoffenes Land? Wer ist in einer multi-ethnischen Gesellschaft noch "Deutsch"? Wie kann die nationalstaatliche Antwort auf die Herausforderungen des "globalen Dorfes" Welt aussehen? Was bedeutet Integration für den sozialen und inneren Frieden dieser Republik? Entsteht eine offene, von vielfaltigen Einflüssen geprägte Kultur oder abgekapselte Parallelgesellschaften? Wo sind die Orte des gegenseitigen Kennenlernens? Was kann Europa, was der Nationalstaat, was die Kommune leisten, um soziale und kulturelle Ghettos zu vermeiden?

4. Die vollständige Kunst, Allen Menschen Alles zu lehren!
Schule und Bildung ist in Deutschland eine etatistische Veranstaltung. Betrieben als staatliche Veranstaltung, nach staatlichen Lehrplänen, mit staatlichem, lebenslänglich angestelltem Personal und unter staatlicher Aufsicht wird die Schule den gesellschaftlichen und pädagogischen Anforderungen immer weniger gerecht. Ist die Schule ein "Museumsstück der alten Industriegesellschaft"? Wie kann das Lernen in der Wissens- und Informationsgesellschaft gelernt werden? Sind Schule und Hochschule den Anforderungen neuer Kulturtechniken und Schlüsselqualifikationen noch gewachsen? Werden ihnen die jungen Menschen noch hinreichend genug auf Leben und Zukunft ausgebildet? Führen offene Bildungseinrichtungen mit freiem Zugang für alle und verbunden mit einem sozial innovativen Gebühren- und Stipendienwesen zu einer insgesamt faireren Gesellschaft? Ist eine Entstaatlichung ohne Privatisierung denkbar? Wie wäre der Übergang von einer staatlichen Einrichtung zu einem gesellschaftlichen Projekt zu gestalten, wie soll die Schule des 21. Jahrhunderts aussehen?

5. Identitaeten und Zivilreligion in pluralistischen Gesellschaften (Sebastian)
Keine Experimente? Staat und Kirche im 21. Jahrhundert (Christoph, neu)

Religionen vermitteln nach innen die Bedeutung einer gemeinsamen Identität, wirken nach außen hin jedoch zugleich abgrenzend. Diese Integrations- und Exklusionsmechanismen bilden latente Konfliktpotentiale, die von dem europäischen Identitätskonstrukt einer "christlich abendländischen" Gemeinschaft ausgehen und mobilisiert werden können. Werden Monoreligionen auch in Zukunft eine gesellschaftliche Rolle beanspruchen und wahrnehmen können? Können sie ihr Versprechen von Deutung, Orientierung und Sicherheit in einer "fabrizierten Unsicherheit" (Giddens) noch einlösen? Das Wachstum von Fundamentalismen ist nur ein Element der zunehmenden Desintegration der Gesellschaft in sich bekämpfende Splittergruppen. Kann ein die Stelle "ignoranter Toleranz" solidarische Neugier treten? Wie beschaffen wäre eine solchermaßen legitimierende Identitäts- und Gesellschaftsbildung? Wem nützen die besonderen Beziehungen zwischen Staat und Kirche eigentlich? Die Debatten um "Kruzifix, Ladenschluß und Schwangerschaftsberatung" zeigen, daß sich Gesellschaft auf der einen, Staat und Kirche auf der anderen Seite immer weiter auseinander entwickeln. Wie lassen sich Werte in einer säkularisierten Welt neu und anders begründen?

6. "Die Zukunft der DDR" - die "Deutsche Frage" im 21. Jhd. (update)
"1989" markiert nicht nur den "Untergang der DDR", sondern auch das Ende der deutschen Gemütlichkeit, die sich ihres Erfolgsmodells zu sicher war. "Weiter so" kann nicht das handlungsleitende Motto einer deutschen Politik für das 21. Jahrhundert sein. Beitrag beschreibt die (Selbst)Täuschungen und die "Mauern in den Köpfen" zwischen Ost und West. Was bleibt von "BRD und DDR"? Gibt es Wege jenseits östlicher "Präpolitik und Systemvergessenheit" (Dieckmann) und westlicher "Postpolitik und Systemverliebtheit"? Was heißt "deutsche Identität" im 21. Jahrhundert?

7. Die Zukunft der Erinnerung

7. Privat oder öffentlich - Die Zukunft der Erinnerung (Anwar)
Nach der Vergangenheitsbewältigung. Zwischen Symbolpolitik und praktischem Handeln - Überlegungen zu Erinnerungskultur und Erinnerungspolitik am Anfang des neuen Jahrtausends (Jochen)
Nichts aus der Geschichte gelernt? - Die deutsche Frage im 21. Jahrhundert: Jenseits von Instrumentalisierung, Wegschauen und "Weiter So" (Thomas)
Die These von Auschwitz als Anker politischer Identität junger Deutscher steht in scheinbar starkem Kontrast zur neuen Normalität der rotgrünen Regierung. Gibt es ein (fruchtbares) Spannungsverhältnis zwischen negativer und positiver Identität? Stellt der Regierungswechsel den größten Kontinuitätsbruch in der Erinnerungspolitik der Republik dar? Welcher Art ist das kollektive Gedächtnis der Zukunft? Spiegelt es Selbstbild und Erfahrung unserer Generation wider? Einer Generation, die die letzte ist, die noch vom Konsens der alten Bonner Republik in Fragen der Erinnerungspolitik geprägt ist.
Hat Bubis versagt? Markiert der Streit mit Martin Walser einen Einschnitt in die Debatte um die deutsche Erinnerungskultur? Wo steht die Mehrheit unserer Generation? Was wird die Berliner Republik als historisches Symbol für die Frage der Erinnerungskultur bedeuten? Es wird an unserer Generation liegen, ihren Gehalt zu definieren und ihren Begriff inhaltlich zu besetzen.

 

Potsdam im November 1999

Daniel Dettling (Leiter des Projektes, Graduiertenförderung der FES)