Zen-Geschichten |
Der Dieb, der ein Schüler wurde - Jizo mit verkohlten Füssen |
Der Dieb, der ein Schüler wurde Eines abends, als Shichiri Kojun gerade die Sutren rezitierte, schlich sich ein Dieb mit gezogenem Schwert ein und verlangte: "Geld oder Leben!" Shichiri sagte zu ihm: "Störe mich nicht. Das Geld ist in der Schublade." Dann fuhrt er ungerührt mit der Rezitation fort. Aber nach einigen Moment unterbrach er die Rezitation und bat: "Nimm aber nicht alles. Ich muß morgen noch meine Steuern bezahlen." Der Eindringling nahm den Großteil des Geldes und wollte gerade verschwinden, als Shichiri erneut seine Rezitation unterbrach: "Man bedankte sich, wenn man ein Geschenk bekommen hat." Daraufhin bedankte sich der Dieb bei ihm und machte sich davon. Einige Tage später wurde der Dieb gefaßt und gestand das Vergehen. Als das Gericht Shichiri als Zeugen vorlud, erklärte er: "Soweit ich das beurteilen kann, ist dieser Mann kein Dieb. Ich habe ihm das Geld überlassen und er hat sich dafür bei mir bedankt." Nachdem er seine Strafe abgesessen hatte, ging der Mann zu Shichiri und wurde sein Schüler. |
Jizo mit verkohlten Füßen Chiin Kano war ein buddhistischer Priester, der es einfach nicht hinbekam seine Gelübde zu halten, so sehr war er in die weltlichen Dinge verstrickt. Auf dem Weg zu seinem Tempel stand ein kleiner Schrein mit einer alten vernachlässigten Statue des Bodhisattva Jizo, vor der er sich hin und wieder verbeugte, wenn er daran dachte. Nachdem der Priester gestorben war, sagte sein Meister über ihn: "Andauernd hat er seine Gelübde gebrochen. Er wird sicherlich direkt in die Hölle kommen." Kurze Zeit später bemerkten die Mönche des Tempels, dass die Jizo-Statue aus dem Schrein verschwunden war. Sie dachten sich nichts dabei, denn sie hofften, dass sie endlich restauriert werden würde. In der selben Nacht jedoch erschien dem Meister in einem Traum ein Priester, der zu ihm sprach: "Jizo begleitet Chiin Kano in die Hölle, um ihm zu helfen." Der Meister wunderte sich, warum der Bodhisattva einen solch schlechten Priester begleitet. Der Priester in seinem Traum antwortete: "Weil Chiin Kano sich manchmal vor Jizo verbeugt hat." Als er aufwachte, lief der Meister sofort zu dem Schrein, um sich zu vergewissern, dass die Statue tatsächlich verschwunden war. Nach einiger Zeit hatte er wieder einen Traum, in dem ihm der geheimnisvolle Priester mitteilte, dass Bodhisatttva Jizo aus der Hölle, wo er Chiin Kano helfen wollte, zurückgekehrt sei; aber das Feuer habe seine Füße verbrannt. Sofort lief der Meister zu dem Schrein und stellte erstaunt fest, dass die Statue wieder in ihrer Nische stand und tatsächlich verkohlte Füße hatte. Tief bewegt liefen ihm Tränen über das Gesicht. Seit dieser Zeit verbeugen sich die Vorbeikommenden vor einer Jizo-Statue mit verkohlten Füßen. (Arndt Büssing nach einer japanischen Legende) |
© Arndt Büssing (2002) |