Marathon-Debüt am Baldeneysee in Essen
Dietmar Weber geb. 15.9.1957, wohnhaft in Mettmann, verheiratet, 4 Kinder

Eigentlich wollte ich in diesem Jahr noch keinen Marathon laufen, denn mit einem intensiven Lauftraining (3x pro Woche) habe ich erst zu Beginn des Jahres nach dem Ratinger Sylvesterlauf 2000 angefangen (10km: 48:21), es folgte die Duisburger-Winterlaufserie (10km: 48:17, 15km: 1:14:45, 21.1km: 1:45:33).

Nach mehrmaligem Drängen von mehreren Laufkollegen habe ich mich im Juni dann doch für einen Marthon entschieden. Den Baldeney-Marathon (Start 15.10.2000) habe ich deshalb gewählt, weil ich mehrere Jahre in Heisingen am Baldeneysee mit meiner Familie gelebt habe. Der Baldeney-Marathon ist einer der ältesten Marathons, er wird schon seit 38 Jahren veranstaltet.

Zur Vorbereitung auf den Marathon habe ich mich dann in verschiedenen Büchern über Trainingskonzepte, Ernährung und über das Verhalten vor, während und nach dem Marathon informiert. Mir wurde schnell klar, daß nur eine ausgewogene Mischung aus einem Trainingskonzept ( ich trainiere seit der Marathonvorbereitung 4x pro Woche), Ruhephasen, vollwertige Ernährung und mentaler Einstimmung zu einem zufriedenstellenden Ergebnis führen kann. Sehr wichtig war mir die richtige Einschätzung meiner Leistungsfähigkeit (welche Zielzeit kann ich mir zutrauen), denn die Überschätzung kann ja leicht zum Abbruch des Marathons führen. Da ich immer bestrebt bin, das Maximum aus mir herauszuholen, stellte sich die Bestimmung der Zielzeit als relativ schwierig heraus. Aus den vergangenen Läufen konnte ich bestenfalls mit einer Zielzeit von ca. 4:00 rechnen, was ja schon für einen Debütanten als gutes Ergebnis angesehen werden darf. Mein Ehrgeiz schielte aber auf eine Zielzeit von deutlich unter 4:00. Aus den Erfolgen der reduzierten Ernährung (bis zum Marathon 10kg Gewichtsverlust) und des 10km-Wettkampfergebnises beim KÖ-Lauf von 44:24 nach der Hälfte der Marathonvorbereitung (6 Wochen) konnte ich die zweite Hälfte gelassener angehen! Nach acht 30km Trainingsläufen (die ersten fielen mir sehr schwer), die  wichtigste Trainingsvorbereitung bildeten, dachte ich mittlerweile an eine Zielzeit von 3:45, allerdings mit leichtem Unbehagen. Als die letzten zwei ruhigeren Trainingswochen anbrachen war ich dann guter Dinge, schließlich hatte ich doch meine Hausaufgaben erledigt. In der letzten Woche passierte es dann, ich hatte Schmerzen beim schnelleren Laufen innen am rechten Knie, ich sah meine 12-wöchige Trainingsvorbereitung wie eine Seifenblase zerplatzen, ich bekam Panik. Quarkpackungen brachten etwas Linderung. Die beiden letzten Nächte vor dem Marathon wälzte ich mich vor Aufregung hin und her und hatte den Eindruck die ganze Nacht nicht geschlafen zu haben, dabei sollte man sich doch gerade in den letzten Tagen vor dem Marathon ausgiebig erholen!!!


Der Tag des Marathon kam und mit ihm gingen die Schmerzen. Bei nur 1600 Läufern ging es fast schon familiär zu, die Debütanten wurden alle namentlich vor dem Startschuß genannt und ganz besonders begrüßt, weil diese ja möglicherweise unter besonders großer Anspannung zu leiden haben. Ich habe das als nette Geste empfunden. Der Startschuß fiel, endlich war es soweit. Meine geplante Zielzeit mit 3:45 war mittlerweile eine meinem Leistungsstand entsprechende Einschätzung, alle Zwischenzeiten für meinen Marathon hatte ich mir auf die Hand notiert, um ein möglichst gleichmäßiges Tempo einhalten zu können. Die Wetterbedingungen waren optimal: 18 Grad, trocken, leichter Wind. Die Bekleidung hatte ich nicht zu warm gewählt (was mir in den vorangegangenen Wettkämpfen passiert ist). Nachdem ich mich an der ersten Verpflegungsstation beim Trinken im Laufen wieder mal kräftig verschluckt hatte, bin ich an den folgenden Stationen immer stehen geblieben um zu

trinken. Nach 10km fand ich einen Laufpartner der eine geplante Zielzeit von 3:40 hatte. Da es bisher sehr gut lief habe ich mich ihm mit leichten Bedenken angeschlossen, die Halbmarathonmarke haben wir auch in der dazu nötigen Zeit passiert. Aber ein Marathon besteht ja auch noch aus einer zweiten Hälfte. Das bekam mein Laufpartner ab Kilometer 30 hart zu spüren, er hatte einen toten Punkt erreicht. Meine Motivationsversuche halfen ihm nicht, er forderte mich auf mein Tempo zu laufen. Ich wurde dann ein wenig schneller und legte ab Kilometer 35 noch mal zu. Ab dieser magischen Kilometermarke hatte ich das Glück, daß bei mir alles noch optimal lief und konnte massenhaft Läufer überholen. Ab Kilometer 38 schmerzten dann auch meine Beine ganz erheblich, mein Tempo mußte ich aber nicht verringern. Meine Frau saß auf der Zuschauertribüne am Ziel und war völlig überrascht, daß ich schon kam, meine realisierte Zielzeit als Marathondebütant war 3:36, ich war total glücklich (siehe Foto), ja fast überwältigt!!!

Mein Laufkollege Ingo (siehe Foto) hatte es noch in 3:43 geschafft, ebenfalls ein Debütant und durch einen Stützverband am linken Fuß benachteiligt (Er war vor ein paar Wochen umgeknickt und konnte am Köln-Marathon nicht teilnehmen und ist deshalb auf den Baldeney-Marathon ausgewichen).

Was zum Erfolg maßgeblich beigetragen hat, waren sicher neben der Gewichtsreduzierung von 84 auf 74kg bei einer Körpergröße von 1,78 m, die 30km-Läufe (acht innerhalb von 12 Wochen), die vollwertige Ernährung mit vielen Kohlenhydraten, wenig Fett und noch weniger Eiweiß, die Ruhephasen und möglichst jede Nacht ausreichend Schlaf.

Mein Trainingskonzept setzte sich aus einem langen Lauf (30-33 km), einem Lauf mit wechselndem Tempo (Fahrtspiel 10-15 km) und zwei ruhigen Läufen ( 8-12 km) zusammen. Insgesamt betrug die Wochenkilometeranzahl zwischen 60-75 km. Sowohl vor, als auch nach einem langen Lauf war ein Ruhetag eingeplant.

Unmittelbar nach dem Marathon konnte ich für den Rest des Tages noch relativ normal gehen, Treppen steigen sowohl rauf als auch runter tat zwar weh, war aber sonst kein Problem. Zwei Tage nach dem Marathon hatte ich schon fast keinen Muskelkater mehr. Vier Wochen später bin ich schon meinen nächsten Wettkampf gelaufen, allerdings einen Halbmarathon in einer Zeit von 1:34.